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Über die Entstehung der Bürgergarde Friedburg
Die Wahl Rudolfs von Habsburg zum deutschen Kaiser (reg. 1273 – 1291) erfolgte inmitten der grenzenlosesten Verwirrung des schon seit langem in Deutschland eingerissenen sogenannten Faust- und Fehderechtes. Rudolf war bemüht, dieser Rechtlosigkeit Herr zu werden und somit Ordnung und Frieden im Land wieder herzustellen. Plünderungen, Mord, Raub und Brandschatzungen waren keine Seltenheit. Selbst die bessergestellten Leute, wie die Ritter waren in der Mehrzahl mehr Räuber(Raubritter), welche vom Faust- und Fehderecht Gebrauch machten. Eine Redensart aus dieser Zeit charakterisiert wohl am treffendsten das damalige Leben: „Reiten und Rauben ist keine Schand, das tun ja die Besten im Land!“
Unter derartigen öffentlichen Zuständen war es verständlich, dass Städte, Adelige und die regierenden Bischöfe und Äbte, die nicht dem Unfrieden und der Räuberei huldigten, sich mit ordnungsliebenden, tapferen Untertanen umgaben und damit sogenannte Harste bildeten, um sich und ihre Leute, Burg, Haus und Hof vor einer fast sicheren Vernichtung zu bewahren.
Eben in dieser Zeit, die bis zur Wahl Rudolfs zum deutschen Kaiser als die „kaiserlose, die schreckliche Zeit“ beklagt wurde, dürfte die Bildung der Friedburger Landfahne zurückzuversetzen sein. Die von den Bamberger Bischöfen im Jahre 1180 erbaute Friedburg war aufgrund der unsicheren Zustände der damaligen Zeit dazu bestimmt, den Ansiedlungen der ganzen, dem Bistum Bamberg gehörigen Gegend Schutz zu verleihen. Dazu war naturgemäß eine bewaffnete Mannschaft nötig, die am besten aus verlässlichen Leuten des eigenen Gebietes rekrutiert wurde, oder sich aus den Anwohnern freiwillig zusammensetzte.
Leider sind sämtliche Aufzeichnungen und Urkunden des Friedburger Bürgerkorps über dessen Entstehung bis in die neuere Zeit herauf beim Brand der Lehrlmühle in St. Ulrich im Jahre 1837 vernichtet worden. Schriftliche Überlieferungen aus dieser Zeit des Bamberger Herrschaftsbesitzes sind somit keine erhalten geblieben, sehr wohl aber als die ritterliche Familie der Kuchler in Friedburg ihre Herrschaft (1364 – 1437) ausübte. Aus lokalgeschichtlichen Nachrichten kann jedoch das Alter des Friedburger Korps auf eine über 600-jährige, vermutlich aber auf eine noch viel größere Vergangenheit zurückblicken. Es wird berichtet, dass bei der um das Jahr 1400 erfolgten Einweihung der Kirche von Heiligenstatt, die der Ritter Hanns der Kuchler erbauen ließ, das Fähnlein Friedburg zugegen war. Die Bezeichnung Landfahne oder Fähnlein geht darauf zurück, weil diese Truppe als äußeres Zeichen der Zusammengehörigkeit eine Fahne mittrug. Somit kann das angesehene Bürgerkorps mit Recht auf eine sehr lange Vergangenheit mit Stolz zurückblicken, wie es in dieser Art wohl nur wenigen kameradschaftlichen Vereinigungen gegönnt sein mag.
Waren in früherer Zeit Pflegsverwalter bzw. Hauptmannschaftsverwalter als Oberaufsicht der Landfahne eingesetzt, so muss es um das Jahr 1800 eine bedeutende Wendung gegeben haben. Denn ab dieser Zeit scheinen erstmals eigene Mitglieder des Korps, also Bürger, als Hauptleute auf. Nur von dieser Zeit, ab der Bürger an der Spitze stehen, kann die heutige, bei der Bevölkerung gebräuchliche Bezeichnung „Bürgergarde“ hergeleitet werden. Ab diesem Zeitpunkt hat sich das Wahlsystem etabliert. Dass für die Wahl des Hauptmannes und der übrigen Offiziere nur die tüchtigsten und vertrauenswürdigsten Männer aus der Mitte der Mannschaft rekrutiert wurden, liegt in der Natur der Sache. Besonders hervorzuheben wäre hier Hauptmann Johann Berger (Schmied in Teichstätt), der das Kommando über das Korps durch 37 Jahre innehatte und sich somit in der Geschichte des Bürgerkorps Friedburg einen dauernden Ehrenplatz verdient hat. Dazu sei noch erwähnt, dass Hauptmann Johann Berger im Jahre 1879 in Steyr persönlich und im Jahre 1903 in Braunau gemeinsam mit seiner Truppe Kaiser Franz Joseph I. vorgestellt wurde.
Bewaffnung und Uniform des Korps
Die Anwesenheit des Friedburger Korps in Heiligenstatt bei der Einweihung der dortigen Kirche im Jahr 1400 kann selbstverständlich nur dem Zwecke einer Parade zur Erhöhung des feierlichen Aktes gegolten haben und es musste die Truppe dementsprechend wohl auch bereits mit Uniform bedacht gewesen sein. Die Grenadiertruppe wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Prinz Eugen von Savoyen geschaffen. Erst unter ihm erfolgte die Einführung gleichartiger Uniformen für die einzelnen Waffen-gattungen der ganzen Armee.
Der Grenadier war der Bevorzugte unter den Regimentern, aufragend durch hohe Gestalt und soldatische Tüchtigkeit und Tragen einer besonderen Waffe, der Handgranate. Aber noch lange nachher, als die Handgranate ihre Wirkung verlor, verband man diesen Begriff mit einer erwählten, glänzenden Truppe, der Elite der gesamten kaiserlichen Infanterie. Charakteristisch war seine Kopfbedeckung, die hohe stattliche Bärenmütze, deren Vorderschild eine Granate oder den Namen des Herrschers trug. Die heutige Uniform des Bürgerkorps ist der Grenadieruniform vom Beginn des 18. Jahrhunderts mit unwesentlichen Änderungen gleich. Es war eine Besonderheit, dass ein Bürgerkorps mit dem Recht des Tragens einer Uniform der kaiserlichen Armee ausgestattet wurde und es müssen wohl gewisse Verdienste des Bürgerkorps Friedburg für eine solche Auszeichnung vorgelegen haben.
Die Offiziere tragen eine Bärenmütze mit hochrotem Federbusch und einem Granatenrelief aus Metall, einen weißen Waffenrock mit zwei Reihen glatter, gelber Knöpfe, hochroten Aufschlägen, stehenden Kragen und goldenen Epauletten, weiße Pantaleons mit einem breiten Goldstreifen. Am Kragen führen sie goldgestickte Distinktionsrosetten, an einer mit goldroten Borten benähten Lederkoppel einen Infanterie-Offizierssäbel mit silbernem Portepee und eine weißseidenen Feldbinde; Portepee und Feldbinde haben roten Einschlag und sind auf den Quastenknöpfen mit dem Namenszug des Kaisers, bzw. dem Reichsadler geschmückt.
Die Unteroffiziere und die Mannschaft tragen Bärenmützen mit rotem Federbusche und ein Granatenrelief aus Metall, weißen Frack mit einer Reihe glatter, gelber Knöpfe, hochroten Aufschlägen, stehendem Kragen und weißen Pantaleons. Als Distinktionsabzeichen der Unteroffiziere dienen weiße Metallrosetten am Rockkragen und Portepees aus aus weiß-roter Wolle.
Die Unteroffiziere und die Mannschaft sind mit Feuergewehren, Bajonetten und Infanteriesäbeln älteren Systems bewaffnet. An zwei weißen, über der Brust gekreuzten Riemen wird einerseits der erwähnte Säbel, andererseits eine schwarze, mit einer Granate aus gelbem Metall gezierte Kartusche getragen. Die drei Pioniere tragen einen weißen Lederschurz und an der Stelle des Gewehres eine Axt. Im Gesicht tragen die Pioniere einen schwarzen Vollbart.
Die Fahnen des Friedburger Bürgerkorps
Die älteste, als Erinnerungszeichen fürsorglich behütete rotweiße Fahne aus Wollstoff, auf einer Seite mit dem Doppeladler geziert, wurde im Jahre 1877 von Frau Vießelthaler dem Korps gewidmet. Der Ersatz hiefür wurde auf Anregung und Unterstützung der Frau Maria Gastgeber in Friedburg zum 500-jährigen Gründungsfest am 11. August 1907 vom Bürgerkorps angeschafft. 1957 wurde diese Fahne renoviert und im Rahmen eines großen Festaktes von Herrn Pfarrer Konsistorialrat Weserkrel geweiht. Als Fahnenmutter fungierte Frau Christiane Eichinger.
Am 24. Juni 1984 im Rahmen des 580-jährigen Gründungsfestes wurde eine neue Fahne von Konsistorialrat Ploberger geweiht. Diese Fahne ist von der Fahnenmutter Frau Marianne Schwandner (Oberehreneck), den Fahnenpatinnen Frau Katharina Schindecker (Holz), Frau Anna Anglberger (Höcken) und der Volksbank Friedburg gestiftet worden.
Die Kommandanten des Bürgerkorps Friedburg seit 1800
Kommandant | Zeitraum |
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Michael GRUNDNER, Zimmermeister in Friedburg | 1800 – 1820 |
Josef HIERL, Wirt in Heiligenstatt | 1820 – 1827 |
Franz SPRINGER, Fleischhauersohn in Friedburg | 1827 – 1829 |
Josef GERNER, Müllermeister in St. Ulrich | 1829 – 1846 |
Anton GRUNDNER, Zimmermeister in Friedburg | 1846 – 1857 |
Franz SCHLÖGL, Schuhmachermeister in Friedburg | 1857 – 1877 |
Johann BERGER, Schmied in Teichstätt | 1877 – 1913 |
Konrad EICHINGER, Lederermeister in Friedburg | 1913 – 1953 |
Rudolf EICHINGER, Gastwirt in Friedburg | 1953 – 1977 |
Josef MEINHART, Zimmerer in Aug | 1977 – 1978 |
Franz ANGLBERGER, Kraftfahrer in Höcken | 1978 – 2010 |
Alois STAMPFL, Bundesheerbeamter in Holz | 2010 – 2019 |
Markus SCHEINAST, Finanzbeamter in Schwöll | seit 2019 |